Ab 1951 als "Erste Sozialistische Stadt Deutschlands" unter dem Namen Stalinstadt gebaut, gehört Eisenhüttenstadt zu den "Neuen Städten", die in der Euphorie der Moderne und Spätmoderne gebaut wurden. Hierzu zählen unter anderen auch Magnitogorsk, Brasilia und Chandigarh. Diese Planstädte gründeten sich auf der Idee einer besseren Zukunft, einem stetigen Wachstum und dem Glauben an den dauernden Fortschritt.

Inzwischen haben sich die Umstände und die Ideen geändert. Eisenhüttenstadt und das leerstehende Gebäude AKTIVIST existieren jedoch weiter. Wie kann man mit diesem Erbe umgehen? Ein Kongress der Futurologen hätte seinerzeit im AKTIVIST stattfinden können. Heute ist er unter anderen Vorzeichen nötig. Die Ausstellung greift den Begriff des "Futurologen" in seiner kulturellen und historischen Dimension auf.

Der Titel Kongress der Futurologen ist angelehnt an einen Buchtitel von Stanislaw Lem - Der futurologische Kongreß aus dem Jahr 1974. Dies ist einerseits eine Hommage an Stanislaw Lem, einen der bedeutendsten Science-Fiction-Autoren, der im letzten Jahr verstorben ist, andererseits korrespondiert der Titel in besonderer Weise mit Eisenhüttenstadt.

Künstlerische Projekte an peripheren Orten haben ihre Besonderheiten. Ein prominentes Beispiel ist Marfa in Texas; eine näher gelegene Initiative ist Rohkunstbau in Groß Leuthen. Auch dort bewegt sich die Kunst zwischen Ortsbezogenheit und Autonomie. Die Ausstellung in der ehemaligen Eisenhüttenstädter Speisegaststätte AKTIVIST, ein Ort voller Bedeutung, versucht diese spannungsreiche und ambivalente Beziehung erneut auszuloten. Für die acht beteiligten KünstlerInnen waren Stadt und Gebäude eine Herausforderung. Vor diesem Hintergrund haben sie für die Ausstellung größtenteils neue Arbeiten entwickelt.

Ein herzlicher Dank für die Unterstützung geht an die Stiftung Kunstfonds und die Eisenhüttenstädter Wohnungsbaugenossenschaft.

Führungen durch die Ausstellung sind nach Absprache möglich.

Der Kongress der Futurologen soll an weiteren Orten fortgeführt werden und in Austausch mit anderen Futurologen treten. Nächste Station ist voraussichtlich Dunaujvaros in Ungarn.







 


© Thomas Neumann


© Stadtarchiv Eisenhüttenstadt; unbekannt


© Wissen und Leben, Heft 9, 1958


© Thomas Neumann